Wolfgang Knabl  12. Juni 2019

Jugend und Sparen:

Wohnen wie ein
E-Sport-Profi

 

Warum brauchen E-Sportler„herzeigbare“ Wohnungen – und wie wichtig sind Geld, Sparen und die eigenen vier Wände für die „Generation Z“? Dr. Tobias M. Scholz, Universität Siegen, im Interview.

 

Ab wann ist jemand ein „E-Sportler“?

Tobias M. Scholz: Ein E-Sportler ist eigentlich jeder, der sich in Videospielen mit anderen misst. Aktuell sind Spiele wie Fortnite und League of Legends beliebt, allein Fornite spielen ca. 10 Millionen Menschen weltweit gleichzeitig. Etwa Dreiviertel aller deutschen und österreichischen Jugendlichen spielen gelegentlich Videospiele - mindestens gelegentlich! E-Sports ist kein Nischenphänomen, beispielsweise haben über 100 Millionen Menschen das Finale der League of Legends-Weltmeisterschaften angesehen.

 

Ihr Tipp an alle, die E-Sports-Profis werden wollen?

Ein Profi im E-Sports zu werden, ist ähnlich schwer, wie im Fußball. Und man kann genauso nur bis ca. Mitte 30 wettbewerbsfähig bleiben. Dementsprechend ist es wichtig, über die Zeit danach nachzudenken: Was kommt nach der E-Sport Karriere? Professionelles Spielen bedeutet auch eine hohe Belastung für Körper und Geist. Die Gesundheit ist deshalb wichtig: Fitness-Training, Ernährung, mentales Training.

 

Legen Jugendliche, die sich viel in virtuellen Welten aufhalten, Wert auf ihr Zuhause?

Gerade für Videospieler ist der Lebensmittelpunkt das Zuhause, weil dort das Spielgerät steht. Deshalb merkt man, dass Jugendliche viel mehr Wert auf das Aussehen ihres Zuhauses legen. Dies gilt vor allem für Jugendliche, die ihr Spielen livestreamen. Der Spielraum muss vorzeigbar sein. Das heißt: Ein Gaming Chair sowie eine Dekoration im Hintergrund sind das Minimum. Sie wollen sich ihr „Nest zum Spielen“ bauen, und gemütlich einrichten.

 

Wie ausgeprägt ist der „Spargedanke“ bei Jugendlichen generell?

Ein kleiner finanzieller Polster ist für viele zumindest erstrebenswert. Der Notgroschen ist vor allem wichtig, wenn ein Smartphone, oder andere technischen Geräte ersetzt werden müssen.

 

Was bedeutet Geld für die „Generation Z“?

Für die Generation Z ist Geld ein notwendiges Element, um Sicherheit im Leben zu erreichen. Diese Generation ist in Finanzkrisen aufgewachsen und sieht auch die Problematik des Anlegens. Sicheres Anlegen von Geld wird immer problematischer, das Vertrauen in die Banken sinkt. Gleichzeitig stellt sich auch immer mehr die Frage, wofür das angelegte Geld genutzt wird.

 

Wie wichtig ist für junge Erwachsene, die z.B. erstmals aus dem Elternhaus ausziehen, ein finanzieller „Polster“ - etwas Angespartes, z.B. in Höhe von 6000 Euro, für den Start in diesen neuen Lebensabschnitt?

Ein solcher Polster gibt natürlich Sicherheit und minimiert das Risiko. Im Gegensatz zu früheren Generationen ist bei der Generation Z das Grundvertrauen in die Zukunft stark beschädigt. Deshalb ist der Sprung in diesen neuen Lebensabschnitt auch ein Sprung in die Ungewissheit. Frühere Generationen konnten zumindest darauf vertrauen, dass es schon irgendwie funktionieren wird. Die heutige Generation hört, dank der Medien, kontinuierlich, dass ihr Job bald von einem Roboter übernommen wird oder man in einer Gegend lebt, die durch den Klimawandel zerstört wird. Zu wissen, dass ein finanzieller Polster vorhanden ist, um Probleme zu bewältigen, hilft sehr.

 

Wofür brauchen junge Erwachsene einen derartigen Betrag am ehesten?

Ein Auto wird für die Jugendlichen immer unwichtiger. Durch die Sharing Community hat man auch auf viele andere Gerätschaften Zugriff. Deshalb könnten solche Beträge für ein Smartphone, Tablet oder Notebook genutzt werden. Gleichzeitig wird es immer wichtiger, dass die Wohnung ein Wohlfühlort wird, junge Erwachsene legen deshalb auch mehr Wert auf die Einrichtung.

 

Sparen zu Zeiten von Niedrig-Zinsen – bringt es das überhaupt?

Das ist natürlich eine Frage, die sich wohl jeder im Moment stellt. Ich glaube aber, dass die aktuelle Situation zu einem viel bewussteren Umgang mit Geld führen wird. Wofür braucht man heute das Geld - und wofür will man es morgen nutzen? Dies geht auch parallel zu dem Wandel in Werten hin zu einem nachhaltigen Lebensstil. Sparen ist trotzdem noch sinnvoll, der Kunde fragt immer mehr nach, wofür das Geld angelegt wird. Die Nachfrage nach einer ethisch korrekten Geldanlage wird in den nächsten Jahren stark steigen.

 

Was spricht aus Ihrer Sicht fürs Bausparen?

Das Bausparen wird gerade mit der Generation Z ein Revival haben, denn diese Generation will gerne in den eigenen vier Wänden wohnen. Durch die Fortschritte der Modularbauweise und den Trend der Tiny Houses können Häuser individualisiert werden, bezahlbar bleiben und nachhaltig gebaut werden. Die Generation Y hat das digitale Nomadentum geprägt, die Generation Z will gerne über eine längere Zeit an einem Ort bleiben. Das Bausparen ist eine zielorientierte Lösung für diesen Traum. Wichtig ist jedoch, dass Bausparen transparenter und digitaler wird, möglicherweise mit einem Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit.

 

INFO:

Generation Z: Wer sie sind – und wie sie ticken

Nach Babyboomern, der Generation X und den auch als Generation Y bekannten Millennials wird eine neue Generation erwachsen: Die Generation Z. Geboren zwischen 1995 und 2010. Das trifft in Österreich auf jede 6,15. Person zu. Sie gelten als aktive Konsumenten, Beeinflusste und Beeinflusser, Realisten, Digital Natives und Individualisten. Sicherheit, soziale Verantwortung und die eigenen vier Wände sind für viele Angehörige der Generation Z schon in jungen Jahren wichtiger, als für frühere Generationen.

 

„Das Bausparen wird mit der Generation Z ein Revival haben.“ Dr. Tobias M. Scholz, Universität Siegen

Foto: Universität Siegen

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