Wolfgang Knabl 28. Juni 2019
Wohn-Story: Verstaute Räume, günstige Wohnträume
Ein kompaktes, kosteneffizientes Holzhaus, das ihre offene, naturnahe Lebensweise widerspiegelt: Das wollte Familie Leputsch am Rand der Gemeinde Bergland, Mostviertel bauen. Ihr Wunsch wurde erfüllt – noch dazu auf äußerst ungewöhnliche, mehrfach preisgekrönte Art und Weise. Ein Traum, vor allem für Familien!
Für die Planer - Moser und Hager Architekten – war die gewünschte Höhe der Gesamtbaukosten eine echte Challenge. Entscheidend für die gelungene Realisierung: Die Bauherrn waren bereit, bei Raumprogramm, Konstruktionen und Oberflächen unübliche Wege zu gehen.
Rollregale für aufgeräumte Raumwunder
Das geknickte Dach des langgestreckten, monolithischen Holzkörpers umhüllt den zweigeschoßigen Wohnraum mit Schlafgalerie. Eine Glasfront nach Süden bringt viel Licht und Naturnähe. Der Clou: Rollregale, wie man sie aus Bibliotheken, oder Industriegebäuden kennt. Wer das System im Einsatz sieht, ist verblüfft, welche Vorteile solcherart „verstaute Räume“ auch zuhause bringen.
Unterschiedliche Raum-Szenarien einfach „erschieben“
Das Verschubregal-System ermöglicht eine effiziente Flächennutzung – und lässt den Raum bei Bedarf mit nur einem Handgriff angenehm aufgeräumt wirken. Ein Traum, vor allem für Familien oder für alle, die schnell von einem Nutzungs-Szenario – zum Beispiel: Home-Office – in ein anderes – zum Beispiel Party - switchen wollen! Die beweglichen Regal-Strukturen definieren veränderbare Blickachsen und geben „tote“ Erschließungsflächen an den offenen Raum zurück. Sämtliche Lagerflächen im Haus (Garderobe, Schrankraum, Speis, Buchhaltung) finden kompakt in diesem System Platz – und bewahren gleichzeitig die großzügige, loftartige Anmutung des Raum.
So lassen sich unterschiedliche Raum-Szenarien einfach erschieben.
Finanz-Fragen
Ausgangspunkt für diese und andere kreative und „ausgefallene“ Lösungen im Hause Leputsch: Ein nicht unbedingt üppiges Budget, umzugsbedingte berufliche Neuorientierung von Luise Leputsch - und der Wille, trotzdem ein den eigenen Bedürfnissen entsprechendes Haus zu schaffen.
Wie Luise Leputsch heute darüber denkt, verrät sie im Video.
Kinderspielzeug im Stiegenaufgang
Der Stiegenaufgang zur Galerie sitzt in einer mit Filz verkleideten Nische, die zugleich als gemütliches Lese-Eck, Spielnische oder Bühne für die Kinder Philine, 6, und Valentin, 4, dient. Ein schönes Plätzchen, das einen zentralen Wunsch der Familie wunderbar erfüllt:
Miteinander, nicht nebeneinander wohnen.
Der Stiegenaufgang als in die Wand gekuschelter „Negativraum“ hat einen mobilen Conterpart: Das große verschiebbare Möbel ist je nach Bedarf mal Sofa, dann wieder Gästezimmer, je nachdem, wie man es im Raum positioniert.
In der multifunktionalen Stiegenaufgang-Lösung darf natürlich eines nicht fehlen: Stauraum.
„Die Architekten haben verstanden, wer wir sind.“
Auch auf ein mögliches Einfügen von Wänden für ‚heranwachsende‘ Bedürfnisse haben die Planer geachtet. So ist das Haus von Familie Leputsch eine nachhaltige ‚Hybridlösung‘: Hybrid auch im Sinne von wandelbar mit der Zeit, ein mitwachsendes Raumkonzept für sich ändernde Bedürfnisse. Fazit von Lusie Leputsch: „Das Haus hat jetzt doch Wände. Aber grossteils rundherum, soviel wie eben nötig. Der Innenraum ist trotzdem so lichtdurchflutet und offen, dass uns abends der reine Mondschein lieber ist als künstliche Beleuchtung.“
Eine weitere Besonderheit:
„Eingebettete Türen“. Was das ist, sehen Sie im Video.
Und hier die Fakten zum Haus:
Bauaufgabe: Kosteneffizienter Neubau
Architekt: Moser und Hager Architekten
Besonderheiten: Funktionsboxen mit
differenzierter Ausrichtung, Rollkastensystem
schafft Stauraum mit wenig Raumverbrauch,
Raumprogramm durch Verschieben veränderbar
Bebaute Grundfläche: 182 m²
Wohnfläche: 140 m²